Altes Rathaus

Die Anfänge

Ausgang des 19. Jahrhunderts ist erstmals die Rede von einem Gerichtsgebäude in Grevenbroich. Es handelte sich nicht um ein eigenständiges Bauwerk, sondern eine Anmietung im repräsentativen, städtischen Rathaus, welches 1875 eingeweiht wurde. Bereits nach fünf Jahren zeigte sich aber, dass dieses zu klein war. Der Mieter Justitia sah sich gezwungen die Innenstadt zu verlassen, um außerhalb des Stadtkerns, an der Lindenstraße, ein Grundstück zu erwerben. Diese damalige Lokalität würde man heute als "Gewerbegebiet" bezeichnen.

Schwarzweißbild des Amtsgerichts

Äußerungen eines Zeitzeugen

Ein Journalist der Neuss - Grevenbroicher Zeitung schrieb damals: "Die Öffentlichkeit ist sich einig: ein prachtvolles Gebäude, ganz im Stil der Neurenaissance. Die Straßenfront ist 36 Meter lang, die Seitenflügel sind 35 Meter tief. 
Das dreigeschossige Gebäude ist rauh verputzt, Fenster und Fenstergesimse sind aus Eifeler Sandstein hergestellt worden. Das Hauptportal ist aus Eichenholz gefertigt, eiserne Ziernägel sollen den Rechtsuchenden und Geladene zu einem würdevollen Verhalten im Gericht veranlassen. (...)

Herr Uhlhorn

Der Bau des heutigen Gebäudes

Die Justiz erhielt ein Angebot der Familie Ulhorn bezüglich eines Bauplatzes an der Lindenstraße. Während der Rübenerntezeit war die Lindenstraße (früher: Provinzial-Landstraße, später Adolf-Hitler-Allee) der verkehrsreiche Hauptzuweg zur Zuckerrübenfabrik. Dort verlief ein intaktes Anschlussgleis der Eisenbahn und neben dem Baugrundstück lag die Grevenbroicher Maschinenfabrik. Am 27.02.1904 wurde in der Sitzung des Preußischen Abgeordnetenhauses in Berlin (Budgetkommission) zu Gunsten des Bauplatzes an der Lindenstraße entschieden, Am 28.08.1905 begannen die Bauarbeiten, die am 04.04.1907 mit der feierlichen Eröffnung endeten.

Luftbild aus der Zeit des zweiten Weltkriegs

Beschädigungen im zweiten Weltkrieg

Beide Weltkriege hat das Gerichtsgebäude ohne größere Beschädigungen überstanden, wenn man davon absieht, dass im Oktober 1944 die Hausmeisterwohnung und alle darüber liegenden Räume in Schutt und Asche lagen. Noch heute lassen sich in diesem Bereich an den Dachbalken Spuren von Brandbomben feststellen. Das Gebäude gegenüber dem Amtsgericht, das Wehr - Meldeamt (heute das Polizeigebäude), fiel gänzlich den Bomben der Alliierten zum Opfer, die nebenan gelegene Grevenbroicher Maschinenfabrik wurde ebenso in Mitleidenschaft gezogen. Das Gerichtsgebäude wurde nach und nach restauriert.
Amtsgericht Grevenbroich heute

Das heutige Amtsgericht

Im Oktober 1999 wurde das Amtsgericht in Form einer EDV – Vollausstattung modernisiert. Damit war das Amtsgericht in Grevenbroich eine der ersten Vollausstattungsbehörden im Oberlandesgerichtsbezirk Düsseldorf, der seit Ende 2003 vollständig mit EDV ausgerüstet ist. Jeder Arbeitsplatz ist vernetzt.

Im Frühjahr 2004 erfolgte der Spatenstich für einen Anbau, der links vom Hauptgebäude entstand. Die ersten Mitarbeiter zogen im August 2005 dort ein. Im Oktober 2005 wurde die bisherige Nebenstelle aufgegeben und alle Mitarbeiter sind nunmehr im Hauptgebäude nebst Anbau untergebracht.

Gerichtsgebäude in den 70er Jahren

Änderungen in den 70er Jahren

Spätestens in den Siebziger Jahren wurde es im Gebäude zu eng, die Hausmeisterwohnung musste aufgelöst und 1976 zu Büroräumen umfunktioniert werden. Diese Maßnahme half nur vorübergehend, so dass man  einen Neubau erwog, zumindest jedoch einen Anbau. Die Verhandlungen mit der Oberbehörde zogen sich hin, bis die Denkmalbehörde alle Pläne durchkreuzte. Das ehrwürdige Amtsgericht wurde 1985 eingehend begutachtet, nach seinem Erscheinungsbild ein typischer Vertreter dieser Gebäudeart in der Zeit um 1905 eingestuft und postwendend unter Denkmalschutz gestellt.

Bei der Suche nach einer Anmietung wurde man zunächst auf der Montanusstraße.im Hause einer Zahnarztpraxis fündig, später wechselte man zur Rheydter Straße, wo man viele Jahre über einem Supermarkt logierte. Nachdem die Architekten Quasten und Lenze das ehemalige Kaiserliche Postamt renoviert hatten, bezogen sie die Räumlichkeiten überwiegend selbst, vermieteten aber das Erdgeschoss dieses Gebäudes an die Justiz, in dem bis Oktober 2005 die Nebenstelle des Amtsgerichts untergebracht war.

Danksagung

Herzlicher Dank gilt Herrn Rechtsanwalt Peter Daners und unserem ehemaligen Kollegen, Herrn Aloys de Giorgi, der inzwischen verstorben ist, für die Informationen und Fotos, die sie dankenswerterweise für die Homepage des Amtsgerichts Grevenbroich zur Verfügung gestellt haben.